Die Gemeinsamkeit von (Strassen)Wagen und Unternehmen…Unternehmenskultur symbolisch dargestellt

 Was verbindet das Prinzip eines Rennwagens mit einem Unternehmen? Es sind Unternehmen welche Rennwagen entwickeln und bauen…..und meist andere Unternehmen welche die Rennwagen nutzen um wiederrum einen Gewinn zu erwirtschaften der in die Entwicklung der Rennwagen zurückfliesst, womit sich der Kreis schliesst. Bei  genauerer Betrachtung ergeben sich jedoch  viel mehr Gemeinsamkeiten als man auf den ersten Blick erwartet.

Wird ein Rennwagen in seine wesentlichen Komponenten zerlegt, so ergeben sich verschiedene Elemente welche allesamt einen bestimmten Zweck erfüllen und in Ihrer Gesamtheit einen konkurrenzfähigen Rennwagen bilden. Einerseits ist da das Herzstück, die Antriebseinheit bestehend aus Motor, Getriebe und Antriebsstrang. Weiter kommen zwingend erforderliche Elemente zur Kontrolle und Steuerung des Fahrzeuges hinzu wie z.B. Lenkgeometrie, Reifen, Chassis, Aerodynamische Komponenten und der Kraftstoff. Letztendlich wird das Fahrzeug mit Sicherheitseinrichtungen und dem Design komplettiert, wobei das Design keinen Funktionseinfluss hat. Lassen wir nun eine Komponente von diesen Elementen weg, wirkt sich dies direkt auf die Leistungsfähigkeit der gesamten Einheit aus, jedoch mit unterschiedlichen Symptomen.

Lassen wir einfach Mal die Reifen weg und fragen uns, wie konkurrenzfähig unser Rennwagen ist: Wir erkennen sofort dass dieser Wagen keinen Meter vorankommt.

Lassen wir aber die Sicherheitseinrichtung weg, kommt der Wagen einwandfrei über die Strecke und solange keine Notwendigkeit für die Sicherheitseinrichtung besteht bemerkt auch niemand, dass diese Fehlt.

Wenn dann jedoch der Moment eintrifft, in welchem das Fahrzeug von der Stecke abkommt und verunfallt, sind die Folgen umso grösser und der vorhergehende Erfolg vernichtet.

Funktionsgruppen veranschaulicht an einem Strassenwagen. Zum vergrössern klicken
Funktionsgruppen veranschaulicht an einem Strassenwagen. Zum vergrössern klicken

Wo steckt in dieser Theorie nun die Gemeinsamkeit mit Unternehmen?

Betrachten wir ein klassisches Unternehmen doch einfach Mal als (Renn)wagen.

Jede Funktionsgruppe hat ihre spezifische Aufgabe, welche sich teilweise zwingend überschneiden oder zwingend unabhängig voneinander sind.

So hat die Funktionselektronik zwingend Einfluss auf Motor, Getriebe oder die Innenausstattung während eben diese Innenausstattung vollkommen unabhängig von Motor, Kraftstoff oder Reifen ist.

Nur wenn all diese Funktionsgruppen vorhanden sind, Ihre Funktion erfüllen und miteinander funktionieren kann der Wagen als Einheit den Ansprüchen des Fahrers entsprechen.

Funktionsgruppen einen Unternehmens dargestellt an einem Strassenwagen. Zum vergrössern klicken.
Funktionsgruppen einen Unternehmens dargestellt an einem Strassenwagen. Zum vergrössern klicken.

Machen wir aus demselben Wagen doch nun Mal ein Unternehmen und ordnen wir dieselben Funktionen sinnbildlich zu. Die Zuordnung der Funktionen ist hierbei eine Frage der Interpretation und der Unternehmensform welche wir betrachten, ich habe versucht diese möglichst allgemeingültig vorzunehmen.

Auch hier zeigt sich unweigerlich, welche Elemente voneinander abhängig sind, um deren Funktion bestmöglich zu erbringen und welche losgelöst funktionieren können.

So kann ohne eine funktionierende Organisation kein reibungsloses Zusammenspiel zwischen den Haupt- und den Unterstützungsprozessen erwartet werden was in diesem Beispiel bedeutet, dass die verfügbaren Ressourcen (Kraftstoff) nicht bestmöglich durch den Motor umgesetzt (Hauptprozesse) nicht im erwarteten Umfang über Getriebe und Antriebsstrang (Unterstützungsprozesse) übertragen werden. Damit hat die für den Vortrieb verantwortliche Stelle (Reifen bzw. Vertrieb) keine Möglichkeit ihrer Aufgabe nachzukommen und neue Potenziale (in diesem Beispiel Strassen) zu befahren.

Vollkommen losgelöst von dieser Tatsache kann die Firmenkultur (Innenausstattung) und das Design (Carosserie) aber ein maximales Wohlfühlklima ausstrahlen, sodass das Unternehmen (ganzes Fahrzeug) von aussen und im Stillstand betrachtet einen hervorragenden Eindruck hinterlässt, aber sich im Alltag kaum vernünftig voran bewegt.

Das Prinzip lässt sich auch jederzeit in anderer Kombination veranschaulichen, sodass zwar ein perfekt funktionierender Antriebsstrang (wertschöpfende Prozesse) das Fahrzeug voran bewegt, dieses aber über kein ansprechendes, jedoch sehr funktionales, Design (Erscheinungsbild) und eine unkomfortable Innenausstattung (Firmenkultur) verfügt.

Welche Ausprägung des Wagens, bzw. sinnbildlich des Unternehmens, nun Leistungsfähiger oder sinnvoller ist hängt von den Zielen und den Ambitionen ab.

Beispiel: Ein Tourenwagen verfügt über hervorragend ausgeprägte Antriebskomponenten und stellt qualitativ höchste Ansprüche an die Ressourcen, währenddessen das Design ausschliesslich funktional und die Innenausstattung aufs Minimum beschränkt ist. Höchste Leistungsfähigkeit und Funktionalität sind die einzigen Ziele eines Tourenwagens. Das Zielpublikum (Kunde) welches ausdrücklich ein Fahrzeug mit solcher Ausprägung kauft doch eher überschaubar.

Der klassische Alltagswagen legt hingegen mehr Wert auf Komfort, Sicherheit und Effizienz. Dies wird erreicht indem die Antriebskomponenten nicht auf deren maximale Leistung (max. Output bei max. Input), sondern auf deren effizienteste Leistungserbringung (max. Output bei min. Input) und Lebensdauer spezifiziert werden. Dabei werden nicht nur der Komfort und die Sicherheit der im Fahrzeug befindlichen Personen (Innenausstattung) berücksichtigt, sondern auch die Beeinträchtigung der Umwelt (Schallemissionen, Abgasemissionen, Recycling von Werkstoffen).

Das dabei das Design des Fahrzeuges gegenüber dem Tourenwagen beeinträchtigt wird ist ein Kompromiss welcher aufgrund des Absatzmarktes (Kunden) gerne in Kauf genommen wird.

Vergleichen wir nun Mal wieder die beiden Extremausprägungen mit Unternehmen fallen uns erneut Parallelen auf, welche Rückschlüsse auf bestimmte Eigenschaften von Unternehmen zulassen.

 

Der Tourenwagen:

  •  Maximale Leistungserbringung über eine kurze Zeitspanne
  • Höchste Ansprüche an Energiequelle zur Leistungserbringung
  • Ausschliesslich funktionales Design
  • Höchste Ansprüche an den/die Fahrer(in)
  • Minimale Ansprüche an Sicherheitsvorkehrungen
  • Minimale Ansprüche an Effizienz und Organisation
  • Minimale Ansprüche an Emissionsvermeidung
  • Minimale Ansprüche an Komfort

 Der Alltagswagen:

  • Effizienteste und konstante Leistungserbringen über gesamte Lebensdauer
  • Minimaler Ansprüche an Energiequelle zur notwendigen Leistungserbringung
  • Ansprechendes Design
  • Ausgeprägt für beliebige Fahrer(in)
  • Höchste Ansprüche an Sicherheitsvorkehrungen
  • Hohe Ansprüche an Effizienz und Organisation
  • Höchste Ansprüche an Emissionsvermeidung
  •  Höchste Ansprüche an Komfort

Stellen wir die jeweiligen Merkmale der Fahrzeuge nun wieder den Merkmalen von Unternehmen gengenüber:

  • Leistungserbringung = Wertschöpfungsprozesse
  • Energiequelle = Ressourcen
  • Design = Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit
  • Fahrer/in = Kunde
  •  Sicherheitsvorkehrungen = Klima im Unternehmen
  • Effizienz und Organisation = Kosten- und Ressourcenbewusstsein der Leistungserbringung
  • Emissionsvermeidung = Auswirkungen auf die Umwelt
  •  Komfort = Unternehmenskultur

Uns fällt auf, dass Unternehmen welche der Ausprägung des Tourenwagens folgen bestimmte Eigenschaften nicht aufbringen können bzw. aufbringen werden. So ist von einem Unternehmen im Stile eines Tourenwagens kaum zu erwarten, dass dieses die Bestimmungen von ISO 14001 (Umweltzertifikat) erfüllt, oder das dieses Unternehmen hohen Wert darauf legt, dass sich die Angestellten im Unternehmen wohl und geborgen fühlen. Sicherlich eine Extremausprägung welche sich in unserem Umfeld in der Schweiz oder im mittleren Europa kaum auf Anhieb finden lässt, und doch sind unter genauerer Betrachtung auch bei namhaften Unternehmen ab und zu Gemeinsamkeiten mit dem Tourenwagenprinzip erkennbar, besonders was die Effizienz und Organisation der Leistungserbringung betrifft. So fehlt bei einigen Unternehmen die (nachhaltige) Organisation aufgrund des Kosten- und Zeitaufwandes zu Gunsten der Leistungserbringung.

 

Eine (nachhaltige) Organisation ist jedoch in einem Alltagswagen zwingend notwendig, da sich diese auf den Komfort und ggf. auf die Sicherheitsvorkehrungen auswirken und diese bei fehlender Organisation negativ beeinflusst. Sinnbildlich: Die besten Airbags (Sicherheitsvorkehrung) bringen nichts, wenn die Funktionselektronik (Organisation) deren Auslösung im Bedarfsfalle nicht gewährleistet.

 

Oder an einem anderen Element beschrieben: Mit welchem Fahrzeugtyp gedenken Sie sich auf eine lange Reise mit ungeahnten Hindernissen zu begeben, dem Touren-  oder doch eher dem Alltagswagen?

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