Respekt, Moral, Courage - Fremdwörter im wirtschaftlichen Umfeld?

Bei jedem fast jedem Event zeigen sich besondere Szenen von Respekt, Fairness und gesellschaftlichem Umgang. Ganz besonders zeigen sich diese Vorgänge im sportlichen Umfeld, bei welchem bestimmte Szenen quer durch die Medien gelangen.

So erinnern sich beispielsweise viele Menschen an die Szene, in welcher Grigor Dimitrov im Jahr 2014 sein Match in Miami gegen Nishikori unterbrochen hat, um ein Ballmädchen welches zu kollabieren drohte vom Platz zu geleiten und zu versorgen. Die Szene gibt es hier zu sehen.

Oder wie Alistair Brownlee den möglichen Sieg an den World Series Finals aufgab um seinen vollkommen erschöpften Bruder Jonny die letzten 100 Meter bis zur Ziellinie zu begleiten, damit dieser sein Rennen erfolgreich beendet. Diese Szene ist hier zu sehen.

Wie oft, und in welcher Qualität, erleben wir solche Szenen jedoch im Arbeitsalltag bzw. im Wirschaftsumfeld? Gibt es bestimmte Gründe, dass diese Art des Umgangs in wirtschaftlichen Umfeld wohl eher seltener auftritt als beim Sport? Das Prinzip ist doch eigentlich dasselbe....

Wie würde ein vergleichbarer Vorgang wie derjenige von Grigor Dimitrov im Arbeitsalltag aussehen?

Nun, im Grunde genommen ist dieser Vorgang doch ganz einfach: In dem Moment in welchem er sich entscheidet, das Spiel zu unterbrechen trifft der Tennisspieler mehrere Entscheidungen, von welchen wohl nicht alle ganz bewusst von statten gehen.

Einerseits entscheidet er sich, seine Konzentrationsphase und den Spielfluss zu unterbrechen und ggf. "den Faden" in seinem Spiel zu verlieren (Dimitrov hat die Partie dann letztendlich auch verloren). Dies gilt aber auch für seinen Gegenspieler, welcher bei einer Niederlage den Vorwurf der Manipulation durch Dimitrov hätte erheben können. Des Weiteren entscheidet sich der Tennisspieler ganz bewusst dazu, selbst einzugreifen und nicht darauf zu warten dass jemand Anderes sich um das Mädchen kümmert.

Ebenfalls entscheidet sich Dimitrov dafür das ganze Unterfangen nicht etwa dezent zu gestalten und jemanden auf den Zustand des Ballmädchens aufmerksam zu machen damit diesem geholfen wird, sondern vor laufender Live- TV Kamera zu handeln.

Im Arbeitsalltag sind all diese Verhaltensweisen ebenfalls möglich, völlig unabhängig von Beruf, Umfeld, Tätigkeit oder äusseren Umständen.

Wie oft jedoch erleben wir, dass wenn jemand im Arbeitsalltag in Not gerät (z.B. persönliche Probleme ausserhalb der Arbeit, die Menge der zu bewältigen Arbeit, der Umgang im Team, Veränderungen im Arbeitsumfeld......) jemand anderes ganz bewusst seine Aktivität unterbricht und ggf. damit sogar bereitwillig Risiken betreffend der Folgen eingeht um jemand Anderem zu helfen? (Dimitrov hat dies getan indem er sich entschieden hat, allfällige Konsequenzen in Kauf zu nehmen und das Spiel zu unterbrechen)

Wie oft erleben wir es, dass im Arbeitsalltag Menschen bewusst und mit voller Absicht ihrem eigenen Instinkt folgen und das tun was sie persönlich (moralisch, ethisch) für angemessen halten? (Dimitrov hat dies getan indem er die Versorgung des Ballmädchens nicht delegiert hat, sondern selbst in Aktion getreten ist)

Wie oft erleben wir im Arbeitsalltag, dass Menschen oder Unternehmen ihren Prinzipien folgen ohne diese von deren Wirkung nach Aussen abhängig zu machen? (Dimitrov hat auch dies getan indem er sich entschieden hat ohne Rücksichtnahme auf die TV- Übertragung und das anwesende Publikum oder gar den Turnierveranstalter und die Produzenten seinem Instinkt zu folgen).

 

Es gibt nebst den Beispielen aus der Welt des Sports viele weitere Beispiele welche in bester Qualität zeigen, wie viel sich mit respektvollem Umgang (und ggf. mit dem damit verbundenen Verzicht auf eigene Benefits) erreichen lässt. In der Politik sind dies möglicherweise Charakteren wie Dr. Martin Luther King oder Michelle Obama, im Bereich der Gesellschaft Winnie Madikizela- Mandela oder Agnes Bojaxhiu (Mutter Theresa).

 

Leider scheint es mir persönlich jedoch schwierig, Persönlichkeiten aus dem wirtschaftlichen Umfeld zu finden welche mit diesem Verhalten von Respekt, Moral und Eigeninitiative in Verbindung gebracht werden können.

Dabei ist dazu in keinerlei Hinsicht eine übermässige Investition notwendig, es bietet sich Tag für Tag die Chance dazu, diesem Verhalten Folge zu leisten. Es benötigt lediglich ein wenig Courage und Selbstinitiative, wie dies Grigor Dimitrov, Alistair Bownlee, Dr. Luther King oder Anges Bojaxhiu bewiesen haben.

Glücklicherweise war meine Suche nach vergleichbaren Verhaltensweisen von Persönlichkeiten aus der Wirtschaft nicht ganz erfolglos, wenn auch gleich dieses Beispiel vielleicht ein klein Wenig von äusseren Einflüssen geprägt ist, so entspricht es im Grundsatz doch dessen was wir als Gesellschaft von Moral, Respekt und vor Allem Courage in der Wirtschaftswelt halten dürfen.

Dabei handelt es sich um den australischen Millionär Ali Banat, welcher sich nach der Krebsdiagnose (und einer damit verbunden Lebenserwartung von noch 7 Monaten) dazu entschlossen hat, seinem Verständnis von Moral und Respekt zu folgen und Menschen welche weniger Glück im Leben hatten zu unterstützen. Dies Tat Banat nicht indem er sein Geld einer Institution spendete, sondern indem er sich selbst vor Ort begab und sich selbst darum bemühte das seine Visionen Wirklichkeit wurden.

Glücklicherweise blieben Ali Banat noch über 3 Jahre für sein Engagement bevor er Ende Mai 2018 an den Folgen seiner Erkrankung gestorben ist.

Jeder von uns kann sein Verhalten im Alltag entsprechend gestalten, wir müssen uns nur dazu entschliessen welche Prioritäten wir setzen, welchen Stellenwert die Moral und der Respekt für uns hat und die Courage aufbringen, dies im Alltag zu vertreten. Leider bestehen (entgegen dem Sport) hier wohl wesentlich grössere Hindernisse.

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